Prozessablauf


Der Sanierungsprozess ist durch die Bestimmungen der Altlastenverordnung strukturiert. Diese gibt vor, dass bei Altlasten ein Sanierungsprojekt ausgearbeitet wird (AltlV. Art. 17). Die Behörde (in diesem Fall der Kanton Wallis bzw. die Dienststelle für Umwelt DUW) beurteilt im Anschluss das Projekt und legt die abschliessenden Sanierungsziele, die Sanierungsmassnahmen, die Erfolgskontrolle sowie die einzuhaltenden Fristen fest (AltlV. Art. 18).

VorstudieVariantenbetrachtung10.9.2020Gefährdungsabschätzung15.7.2021Ausführungsprojekt hydr.Sicherung Gesamtdeponie bzw. Sanierungsprojekteinzelne BereicheHydraulische Sicherung Gesamtdeponie bzw. Umsetzung Sanierung einzelner BereicheWiederholung dieser Prozessschritte für weitere MassnahmenbereicheStellungnahmeDUWSanierungsverfügung DUWAbschluss DetailuntersuchungenVariantenstudie: hydraulische Sicherung Gesamtdeponie bzw. Sanierungsmassnahmen einzelne Bereiche

Aktueller Stand des Sanierungsprozesses

Am 15. September 2020 haben Lonza und der Kanton Wallis im Rahmen einer Medienkonferenz erwogene Sanierungsvarianten vorgestellt. Diese Varianten basieren auf der durch Lonza beim Kanton eingereichten «Vorstudie Variantenbetrachtung» (s. Grafik). Die Altlastenverordnung schreibt keine Vorstudie vor. Die anstehende Sanierung ist jedoch so umfassend wie hochkomplex. Deshalb hat Lonza die kantonalen Behörden von Anfang an stark eingebunden und mit der Einreichung der Vorstudie vorinformiert. Dieses Vorgehen ermöglicht eine sehr effiziente und konstruktive Weiterentwicklung des Grossprojektes. Die Vorstudie identifiziert Deponiebereiche mit möglichst einheitlichen Belastungen. Sie unterbreitet Vorschläge zu deren Sanierung und zur Priorisierung der Massnahmen. Lonza schlägt vor, die belasteten Sektoren der Deponie (sogenannte «Massnahmenbereiche») in unterschiedlichen Prozessen zu sanieren. Dieses Vorgehen ermöglicht es, das Sanierungsprojekt rasch voranzutreiben (Mögliche Massnahmen siehe Massnahmen).

Anfang 2021 wurde eine Gefährdungsabschätzung durchgeführt. Die Studie kommt zum Schluss, dass das Grundwasser das einzige relevante Schutzgut ist und dass die Auswirkungen auf das Grundwasser hauptsächlich auf Benzidin zurückzuführen sind. Da die Sanierungsmassnahmen lange dauern werden, müssen die Behandlung der Benzidinfahne im Abstrom der Deponie durch Biosparging und die Optimierung der bestehenden hydraulischen Sicherungsbarriere mit ersten Priorität durchgeführt werden. Die Detailuntersuchung ist demnächst abgeschlossen. Im Anschluss wird die definitive Variantenstudie für die Sanierungsmassnahmen einzelner Bereiche erarbeitet (dies und die nachfolgenden Prozesse erfolgen in mehreren Schritten). Zur definitiven Variantenstudie für erste Sanierungsmassnahmen werden sowohl die Dienststelle für Umwelt DUW als auch das Bundesamt für Umwelt BAFU Stellung nehmen. Nach der Variantenstudie wird das Sanierungsprojekt einzelner Bereiche erstellt. Darin werden jeweilige Sanierungsmassnahmen für den einzelnen Bereich detailliert ausgearbeitet. Nachdem das Sanierungsprojekt durch die Behörden bewilligt ist, können die Sanierungsarbeiten beginnen.


Massnahmen

Die alte Deponie Gamsenried muss rasch, effizient und nachhaltig saniert werden. Noch nicht festgelegt sind aber die konkreten Sanierungsmethoden. Die von Lonza durchgeführte Vorstudie prüft verschiedene Massnahmen. Mögliche Sanierungsmethoden sind:

  • Stärkung der aktuellen hydraulischen Sicherungsmassnahme der Deponie z.B. durch Erstellung vertikaler Dichtwände
  • Aushub und Entsorgung bzw. Behandlung hochbelasteter Bereiche (sogenannte «Hot-Spots»)
  • In-situ chemische Oxidation und/oder Infiltration und beschleunigte Auswaschung der organischen Schadstoffe
  • Einkapselung mittels Ertüchtigung einzelner Deponiekompartimente

Um die Schadstoffbelastung im Grundwasser im Abstrom der Deponie umgehend zu verringern bzw. um einen Eintrag von Schadstoffen zu verhindern, wurden folgende Massnahmen bereits implementiert:

  • Im Januar 2020 wurde im Abstrom der Deponie auf der Rhone-Nordseite eine Pilotanlage basierend auf dem Prinzip des Biospargings in Betrieb genommen. Dabei wird durch Eintrag von Luft ins Grundwasser der natürlich stattfindende Abbau von Benzidin im Grundwasser beschleunigt. Aufgrund des sehr positiven Verlaufs des Pilotversuchs wurde die Anlage nun erweitert, um die Benzidinbelastung über deren gesamte Ausdehnungsbreite nördlich der Rhone zu behandeln. Die Inbetriebnahme der erweiterten Biosparging-Anlage auf der Rhone-Nordseite erfolgte im Juli 2021. Im Frühjahr 2022 hat Lonza ein Baugesuch eingereicht zur Erstellung einer Biosparging-Anlage auf der Rhone-Südseite, um auch die dortige Benzidinbelastung im Grundwasser im Abstrom der Deponie zu verringern. Sobald die Baubewilligung vorliegt, wird diese Anlage erstellt und anschliessend in Betrieb genommen.
  • Im Oktober 2020 wurde die Wirkung der hydraulischen Sicherungsbarriere durch die Inbetriebnahme eines zusätzlichen Pumpbrunnens weiter verbessert. Im 2021 wurden in insgesamt 17 Sicherungsbrunnen gesamthaft 720'000 m3 Wasser abgepumpt und in der ARA Visp behandelt.

Luftaufnahme Biosparging-Pilotanlage

Verstärkung der hydraulischen Sicherungsbarriere: Erstellung eines weiteren Pumpbrunnens, der im Oktober 2020 in Betrieb genommen wurde.

Finanzierung

Kosten wie Finanzierung der gesamten Sanierung können zum heutigen Zeitpunkt nicht abschliessend beziffert und erläutert werden. Mit der Bewilligung der einzelnen Sanierungsprojekte werden die Sanierungsmethoden festgelegt. Erst danach können die Kosten für die gesamte Sanierung ermittelt werden.

Für die erste Phase des Sanierungsprojekts hat Lonza eine Rückstellung von CHF 285 Millionen gebildet. Hierfür hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit seinen Umweltexperten eine angemessene Kostenschätzung vorgenommen.