1918-1970

Die Deponie Gamsenried wurde 1918 in Betrieb genommen. Im damaligen Chemiewerk der Lonza in Visp wurde Carbid aus Kohle und Kalkstein produziert. Bei der Umsetzung von Carbid zu Acetylen entstand als Abfallprodukt Kalkhydrat (Ca(OH)2), das angeschlämmt und in grossen Mengen auf die Deponie gepumpt und dort laguniert wurde. Mithilfe eines Quecksilber-Katalysators wurde Acetylen weiter zu Acetaldehyd umgesetzt, als Grundstoff für weitere Produkte. In der lagunierten Schicht aus dieser Zeitperiode wurde entsprechend vor allem Kalkhydrat mit einem geringen Quecksilbergehalt festgestellt.


1941-1970

Ab 1941 wurde Quecksilber aus der Acetaldehyd-Produktion zurückgewonnen. Als Restprodukt aus diesem Rückgewinnungsprozess entstanden quecksilberhaltige Gipsabfälle (sog. «Hydrolgips»), die zusammen mit Kalkhydrat auf der Deponie abgelagert wurden.

 


1960-1978

Ab den Sechzigerjahren wurde eine «Cracker»-Anlage in Betrieb genommen. Diese spaltet Benzin in Ethylen, das ohne Einsatz eines Quecksilber-Katalysators zu Acetaldehyd umgesetzt wird. Somit fielen keine quecksilberhaltigen Abfälle bzw. kein Hydrolgips mehr an. Die Fehlchargen der Cracker-Anlage wurden in den Jahren 1964/65 zusammen mit dem Schlamm des aufgelösten Hydrol-Absetzteichs auf der Deponie zur sogenannten Quellschicht laguniert.

Ab 1963 wurde im Werk Visp die Produktion verschiedener Stoffe auf Basis von Anilin und weiteren Aminen aufgebaut. Von 1963 bis 1978 wurden auf den Kalkhydrat-Ablagerungen in einzelnen Bereichen der Deponie mit Ammonium und Aminen verunreinigte Gipssuspensionen abgelagert (sog. Hydrazol-/Azolongips). In derselben Zeit wurde zudem Schlamm aus der neuen Neutralisations-/Sedimentationsanlage (= Neutralisation von sauren Abwässern aus verschiedenen Produktionsverfahren) aufgebracht. Die Neutralisationsschlämme (vermutlich Amin- sowie Quecksilber-haltig) wurden periodisch mit dem Gipsschlamm aus der Amin-Chemie zur Deponie gepumpt.

Zudem wurden lokal diverse Abfälle und künstliche Auffüllungen auf der Deponie abgelagert. Neben den Chemieabfällen der Lonza gelangten dabei auch weitere Abfälle, wie z.B. Kehricht von diversen Gemeinden auf die Deponie. Ab 1978 wurde das Lagunieren von Chemieabfällen auf der alten Deponie Gamsenried definitiv eingestellt.


1978-2011

Ab 1978 lagerte die Lonza nur noch kleinere Mengen chemische Abfälle auf der Deponie Gamsenried. Allerdings wurden stets auch Abfälle u.a. von Dritten abgelagert (Material von Hochwasser, Aushub vom Bau der Autobahn A9 u.ä.). Diese nicht-chemischen Ablagerungen haben teilweise zu Umschichtungen sowie Aushub und Entsorgung von Material geführt. Ende 2011 wurde der Betrieb der alten Deponie definitiv eingestellt.


Die alte Deponie aktuell

Seit Jahrzenten überwacht Lonza in regulären, quartalsweise stattfindenden Grundwasserüberwachungskampagnen das Grundwasser im Abstrom der alten Deponie. Das Programm (Parameter und Messstandorte) ist mit der Dienststelle für Umwelt (DUW) abgestimmt. In Absprache mit dem Kanton werden seit 2015 ergänzend zu den regulären Grundwasserkampagnen ca. alle 18 Monate sogenannte Non-Target Screenings durchgeführt. Diese dienen dazu, die Eignung der Monitoring-Parameter zu überprüfen. Dazu werden jeweils ausgewählte Messstellen aus dem regulären Grundwasser-Monitoring beprobt. Die Proben werden auf das Vorhandensein allfälliger weiterer Substanzen untersucht. Potenziell relevante Verbindungen werden mittels Einzelstoff-Analytik überprüft und deren Konzentration im Grundwasser bestimmt. In Absprache mit der DUW können neu ausgewiesene und relevante Substanzen im regulären Monitoring-Programm aufgenommen werden. 2018 wurde damit das Vorhandensein von Benzidin im Abstrom der Deponie bestätigt.