Quecksilber

Quecksilber wurde bei Lonza als Katalysator benutzt. Ein Katalysator dient dazu, die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen zu erhöhen. Als Katalysator wird der Stoff dabei jedoch nicht verbraucht. Es wurde ab 1917 für die Herstellung von Acetaldehyd aus Acetylen eingesetzt. Seit 2013 verwendet Lonza im Werk Visp kein Quecksilber mehr.

Quecksilber (Hg) ist das einzige Metall, das bei Raumtemperatur flüssig ist. Es kommt in verschiedenen chemischen Formen vor. Diese werden für verschiedene Verwendungszwecke gebraucht. Sie sind auch unterschiedlich toxisch und verhalten sich unterschiedlich betreffend Aufnahmewege, Ansammlung und Ausscheidung durch den Organismus. Quecksilber kommt als elementares Quecksilber natürlich in der Umwelt vor und ist in Luft, Wasser und Boden nachweisbar. Diese natürlichen Werte liegen aber weit unter dem für die Gesundheit kritischen Grenzwert.

Anorganische Quecksilberverbindungen entstehen aus Quecksilber in Verbindung mit nichtmetallischen Elementen wie Sauerstoff, Schwefel oder Chlor. Roter Zinnober (Quecksilbersulfid; HgS) ist das wichtigste und häufigste Quecksilbermineral. Bei der Behandlung von Quecksilber-kontaminierten Materialien wird das zurückgewonnene Quecksilber meist auch in Zinnober – eine sehr stabile Form von Quecksilber – zur Endablagerung umgewandelt.

Wenn auf der Deponie vorhandenes Quecksilber in mobiler Form vorliegt, kann es potenziell ins Grundwasser gelangen. Grundwasser ist das wesentliche Schutzgut. Daher wurden diesbezüglich im Rahmen der Detailuntersuchung (u.a. auch mit der Arbeitsgruppe von Prof. Biester, Technische Universität Braunschweig (D)) umfangreiche Abklärungen vorgenommen. Die bisherigen Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass Quecksilber in den meisten Deponiebereichen und insbesondere in Kalkhydrat- und Gipsschichten nicht mobil ist und dass keine nennenswerte Verlagerung in die Tiefe stattfindet. Nicht mobiles Quecksilber gelangt nicht ins Grundwasser und ist somit potenziell nicht schädlich.

In Deponiebereichen mit künstlichen Auffüllungen wurde hingegen teilweise eine erhöhte Freisetzbarkeit von Quecksilber festgestellt. Diese künstlichen Auffüllungen mit erhöhten Konzentrationen an mobilem Quecksilber kommen in räumlich begrenzten Deponiebereichen, sog. "Hot-Spots" vor.

Der Grenzwert für Quecksilber im Grundwasser liegt gemäss Altlastenverordnung bei 0.001 mg Hg/l (= K-Wert). Da sich die Deponie in einem Gewässerschutzbereich Au befindet, ist die Grenze bereits bei ½ K-Wert angesetzt, d.h. 0.0005 mg Hg/l.

Die Quecksilber-Konzentration im Grundwasser im Abstrom der Deponie liegt bei laufendem Betrieb der hydraulischen Sicherungsbarriere unterhalb des ½-K-Wertes.

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Benzidin

Benzidin ist ein chemischer Stoff der Amin-Gruppe. Benzidin ist hoch toxisch und wirkt krebserregend. Nach einem Kontakt mit dem Stoff und oft mehrjähriger Latenzzeit können sich Blasentumore bilden.

In der Altlastenverordnung ist kein Grenzwert für Benzidin festgelegt. Für die Deponie Gamsenried hat das BAFU den Konzentrationswert auf 1.5 Nanogramm/l (1 Nanogramm ist ein Milliardstel eines Gramms) festgelegt, was einer der tiefsten Werte ist. Da die Deponie in einem Wasserschutzgebiet Au liegt, wird der Grenzwert auf die Hälfte des Konzentrationswertes (0,75 Nanogramm /l) festgelegt.

2018 wurde Benzidin an mehreren Stellen im Grundwasser im Abstrom der Deponie in erhöhter Konzentration nachgewiesen. Als Sofortmassnahme wurden die Pumpraten bei der hydraulischen Grundwasser-Sicherungsbarriere erhöht. Mit zunehmender Distanz zur Deponie nehmen die Konzentrationswerte rasch ab. Die Benzidin-Belastung wird im Grundwasser im Abstrom der Deponie bis zum Werkareal der Lonza in Visp in gewissen Messstellen nachgewiesen. Im Abstrom des Werkareals ist Benzidin nicht nachgewiesen worden. Die nächstliegende potenziell beeinflussbare Trinkwasserfassung ist nicht mit Benzidin belastet.


Weitere Substanzen

Die Konzentrationen von Benzol, Anilin, Toluidin und 3-/4-Aminobiphenyl überschreiten im Grundwasser im Abstrom der Deponie ebenfalls teilweise deren ½-K-Wert gemäss Altlastenverordnung.

Benzol wurde früher häufig als Lösungsmittel eingesetzt. Heute wird der Stoff vor allem als Rohstoff zur Herstellung von Industriechemikalien verwendet. Er ist krebserregend. Benzol wurde an mehreren Messstellen im Grundwasser im Abstrom der alten Deponie Gamsenried in erhöhter Konzentration vorgefunden.

Anilin und Toluidin wurden an mehreren Messstellen im Grundwasser im Abstrom der Deponie wiederholt über dem ½-K-Wert gemessen. Anilin ist eine wichtige Grundchemikalie zur Herstellung von unter anderem Farbstoffen, Medikamenten und Dämmmitteln. Toluidin wird häufig zur Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten sowie von Herbiziden und Pharmazeutika verwendet.


Studien

2016:
  • Monitoring of gaseous Hg in the air, dust and Hg deposition at the Gamsenried landfill, Brig-Glis (Stefan Osterwalder, Mario Meier, Universität Basel, 2016)
2018:
  • Grundwasserüberwachung – Jahresbericht 2017 (Arcadis/Lonza AG, 2018)
2019:
  • Grundwasserüberwachung – Jahresbericht 2018 (Arcadis/Lonza AG, 2019)
2020:
  • Grundwasserüberwachung – Jahresbericht 2019 (Arcadis/Lonza AG, 2020)
  • Vorstudie Variantenbetrachtung (Arcadis/Lonza AG, 2020)
  • Luft-Monitoring 2020 (Particle Vision + Uni Braunschweig)
2021
  • Distribution and metabolism of benzidine in the environment (Uni Lausanne, Bericht Universität Lausanne: August 2021.)
  • Temporal and spatial assessment of gaseous elemental mercury concentrations and emissions at contaminated sites using active and passive measurements. Publication in Environmental Research Communications 3 (2021). David S McLagan and Harald Biester, University of Braunschweig, Germany and Stefan Osterwalder, University of Basel, Switzerland.
2022
  • Grundwasserüberwachung – Jahresbericht 2020 (Arcadis/Lonza AG, 2022)